Physiotherapie beurteilen
This German translation of the article 'Judging physiotherapy' posted earlier this week, was kindly produced by CPN member Filip Maric.
WCPT-Präsident Emma Stokes, Professor Peter O'Sullivan und andere haben sich diese Woche in einer Twitter-Diskussion damit auseinandergesetzt wie man in der Physiotherapie eine Kultur schaffen könnte die Wandel und Veränderung pflegt und fördert (siehe @ekstokes twitter feed für den 29. Mai).
Die Idee von ‘Raum ohne Urteil’ wurde als eine positivere Herangehensweise zu Veränderung vorgeschlagen, als die häufiger übliche gegenseite Kritik unter Physiotherapeuten auf eine abwertende Art und Weise (@karenlitzyNYC, 29. Mai).
Ein paar Tage zuvor hatte Laura Opstedal über das Loslassen von Traditionen in der Physiotherapie geschrieben und argumentiert, dass der Widerstand gegen den Wandel ein großes Hindernis für den Fortschritt sei, und dass die Erforschung des ‘neuen’ eine kreative Art sein könnte, um fortzufahren.
Dieser Beitrag folgte passend auf Roger Kerry's Stück mit dem Titel ‘Physiotherapie wird sich selbst essen’, und einige Fragen die ich in der letzten Zeit auf diesem Blog gestellt habe, insebsondere: ‘Sollten wir die Physiotherapie aufgeben?’ Und ‘Wenn man nach Innovationen sucht, müssen sich regulierende Behörden ändern’.
Eines der grundlegenden Argumente die hier vorgebracht werden ist verwandt mit dem Begriff Threshold Concepts (wörtlich: ‘Schwellenkonzepte’; eine gute kurze Zusammenfassung hier)das von Erik Meyer und Ray Land vorgestellt wurde. Das damit verwandte Argument besagt dass es gewisse Konzepte gibt, die für einen Berufsstand, eine Profession - in diesem Fall Physiotherapie - von zentraler Bedeutung sind und als eine Möglichkeit daze dienen zu verstehen, was der Beruf ist und was nicht. Bedeutende und aussagekräftige Veränderung bedeutet, dass man von einigen der Schwellenkonzepte loslässt, die einst als wichtig empfunden wurden und sie durch neue ersetzt.
Unsere Rolle als Berufsgemeinschaft ist es, diese Schwellenkonzepte zu diskutieren und hinterfragen, und Ihre Rolle in unseren Lehrplänen und den Bereichen unsere professionellen Arbeit zu erforschen.
Physiotherapeuten waren bislang nicht gut in dieser Art von Debatte, eine Tatsache, die in unseren Physiotherapie-Curricula, welche alle noch Kennzeichen der Curricula der 1950er Jahre tragen, allzu offensichtlich ist. (Interessanterweise identifizieren Meyer und Land inhaltich aufgedunsene und umfangreiche Curricula – wie in Physiotherapie-Bildungsprogrammen noch sehr üblich - als diagnostisches Merkmal von Programmen, die ihre Schwellenkonzepte nicht identifiziert haben).
[su_pullquote align="right"]"Traditionsgemäß wurde das Lernen als eine Liste von Fachthemen und -fakten definiert die erworben werden müssen - wie z.B. Arithmetik und Grammatik - mit einiger Dekoration, wie Bürgerrecht, drumherum gebaut", so Frau Lonka. Aber wenn es um das wirkliche Leben geht, ist unser Gehirn nicht derart in Disziplinen zerschnitten; wir denken auf sehr ganzheitliche Weise. Und wenn man über die Probleme in der Welt nachdenkt - globale Krisen, Migration, Wirtschaft, die post-Wahrheits-ära – dann haben wir unseren Kindern nicht wirklich die Werkzeuge gegeben, um mit dieser interkulturellen Welt umzugehen. Ich denke, es ist ein großer Fehler wenn wir Kinder dazu verleiten zu glauben dass die Welt einfach ist, und dass, wenn sie bestimmte Tatsachen lernen sie bereit dazu sind einfach loszugehen. Lernen zu denken, lernen zu verstehen, das sind wichtige Fähigkeiten - und sie zu lernen macht auch Spaß, was unserer Meinung Wohlbefinden fördert"(Kirsti Lonka, Professor für Pädagogische Psychologie an der Helsinki Universität, Link).[/su_pullquote]Dementsprechend ist die Herausforderung die zunächst vor uns liegt unsere Schwellenkonzepte zu identifizieren. Doch was die Dinge noch mehr kompliziert, ist die Tatsache, dass wir heutzutage die bislang vielleicht radikalste Transformation in der Art und Weise sehen und erfahren, wie Menschen über Gesundheitswesen, Gesundheitswissen und Gesundheitstechnologie denken. Berufe im Gesundheitswesen die entworfen wurden, um in einem 20. Jahrhundert zu funktionieren - wo viele Physiotherapeuten ihre Gehälter von Steuerzahlern bezahlt sahen, und Zugang zu subventionierten Ausbildung hatten, Patienten, die geduldig warten, reichlich soziales Kapital und gesetzlicher Schutz - sind schnell am verschwinden.
Der BBC berichtet heute, dass eine Schule in Finnland aufgehört hat ihren Schülern ‘Fächer’ zu unterrichten. In dem Bericht heißt es: "Im August 2016 wurde es für jede finnische Schule obligatorisch in einer kollaborativeren Weise zu lehren; Stattdessen soll Schülern erlaubt werden ein Thema zu wählen dass für sie relevant ist und um welches sich thematische ‘Fächer’ bilden können. Dabei sind ein innovativer Einsatz von Technologie und Quellen außerhalb der Schule, wie Experten und Museen, ein wichtiger Bestandteil (Link).
Und das ist die Welt die zukünftige Physiotherapie Studenten, Praktiker und Konsumenten der Gesundheitsversorge zunehmend fordern werden.
Das wiederum heist dass wir nicht nur die Schwellenkonzepte finden müssen die für die Physiotherapie wirklich wichtig sind, sondern auch zu bedenken was sie im Kontext der neuen Ökonomie des Gesundheitswesens sind in dem wir uns zunehmend befinden.
In Anknüpfung an den Geist von Emma Stokes gestrigem Tweet scheint es angebracht einen Raum zu schaffen in dem es eine Überfülle von ‘Urteil’ gibt. Um dies zu tun, müssen lernen mit Anstand und Respekt Kritik zu üben, und keine Angst davor zu haben selbst die uns heiligsten Schwellenkonzepte zu nehmen und naive Fragen über ihre zukünftigen Werte zu stellen.
Es gibt eine alte Maxime, die besagt, dass, wenn etwas gestern funktionert hat, es heute wieder funktionieren sollte, solange sich nichts geändert hat.
Doch die Dinge haben sich geändert, also sollten auch wir das tun.